Rebecca Partridge, Yves Rasch, Sibylle Waldhausen – Blaue Stunde
15.03. – 08.06.2019
Zurück zur ÜbersichtDie Stern-Wywiol Galerie stellt Rebecca Partridge neu vor und zeigt neue Werke ihrer Galeriekünstler Yves Rasch und Sibylle Waldhausen.
Blaue Stunde ist der Zwischenzustand zwischen Sonnenuntergang und Dunkelheit. Die Ausstellung vereint drei künstlerische Positionen, die jede auf ihre Weise so eine Transformation oder Schwelle beschreiben.
Die Britin Rebecca Partridge malt Sequenzen von fotorealistischen Landschaften, die sie streng systematisch nach Tageszeit und geografischer Lage anlegt. Sie stellt Licht und Dunkelheit, Weite und Enge, Klarheit und Unschärfe nebeneinander und forscht methodisch nach den Triggern, die eine Resonanz im Betrachter auslösen und die eigenen inneren Bilder aktivieren. Neurowissenschaften und Animismus, Realismus und Abstraktion, Handarbeit und Bilderflut werden zu einer faszinierenden Bildsprache vereint, die prototypisch für unsere Zeit stehen kann.
Yves Rasch stellt neue Holzskulpturen aus seinen Zyklen UNENDLICHKEIT und ATMUNG vor. Sein Interesse gilt der Korrespondenz zwischen den gewachsenen Strukturen des Materials Holz, die er mit organischen, der Natur entlehnten Formen und gewachsten Oberflächen in Beziehung setzt. Mit der durchscheinenden weißen Farbgebung werden die Skulpturen ihrem Material gleichsam entrückt und in einen Schwebezustand versetzt und zwischen Natur und Künstlichkeit, zwischen Oberfläche und reiner Form gehalten.
Sibylle Waldhausens Interesse gilt der menschlichen Figur. In genauester Beobachtung filtert sie die wesentlichen Bestandteile unserer Körpersprache heraus und übersetzt sie in Archetypen der menschlichen Natur. Ihre Formen sind fein gezeichnet und schematisiert, ihre Figuren individuell und überpersönlich zugleich. Die Figuren zeichnen universelle Bilder des Humanen – dass es oft Frauen sind, liegt im bildhauerischen Potential der weiblichen Form ebenso wie in einer selbstverständlichen, gelebten Emanzipation begründet.
Unter dem Titel „Blaue Stunde“ zeigen wir zur 20. Ausstellung in der Stern-Wywiol Galerie Werke von Rebecca Partridge, Yves Rasch und Sibylle Waldhausen. Die beiden zuletzt Genannten, Yves Rasch und Sibylle Waldhausen, sind vielen von Ihnen wohl bekannt, sie haben unsere ersten beiden Ausstellungen in 2012 bestritten. Die Britin Rebecca Partridge zeigen wir zum ersten Mal, und ich möchte alle drei Künstler ganz herzlich willkommen heißen.
Unsere Ausstellung trägt den Titel „Blaue Stunde“. Jeder von Ihnen kennt das wunderbare Licht, das nach dem Sonnenuntergang und vor Einbruch der nächtlichen Dunkelheit erscheint. Die künstlichen Lichter sind bereits angegangen, aber der Himmel hat noch immer Leuchtkraft und strahlt in einem magischen, dunklen Blau. Es ist ein Schwebezustand, der weder zum Tag noch zur Nacht gehört. Es ist eine Zeit, die Wolfgang Koeppen beschrieb als „die Stunde des Träumens, eine Spanne relativer Freiheit, der Augenblick des Freiseins von Tag und Nacht“
Alle drei Künstler unserer Ausstellung beschäftigen sich mit diesem Übergang, dieser Phase zwischen Tag (Rationalität) und Nacht (Irrationalität).
Rebecca Partridge malt Landschaftsbilder, die fast wie Fotos aussehen und sich erst bei näherem Hinsehen als Malereien entpuppen. Sie findet ihre Motive aus der realen Anschauung der Natur, aber irgendwie sind es dann doch ganz allgemeine Zeichen etwa für den Begriff BAUM oder BERG.
Auch den Skulpturen von Yves Rasch ist eine Unbestimmtheit, ein Schweben eigen. Sie sind einerseits ganz klar als Produkte einer künstlerischen Phantasie zu erkennen. Gleichzeitig wirken sie wie Fundstücke, Fossilien oder Vergrößerungen aus der Natur.
Sibylle Waldhausens Interesse gilt der menschlichen Figur. In genauester Beobachtung einzelner Menschen analysiert sie Bewegungsmuster und Ausdrucksweisen des Körpers. Sie porträtiert sie jedoch nicht, sondern formt aus den individuellen Eigenschaften ARCHETYPEN des Menschlichen. Also wieder so ein Zwischenzustand, ein Schweben zwischen dem Individuellen und dem Allgemeinen, dem Besonderen und dem Typischen.
Die Stimmung unserer Ausstellung lässt sich aber auch über den Begriff der „Blauen Stunde“ hinaus charakterisieren.
Blau ist die Farbe der Sehnsucht, der Freiheit, der Klarheit, der Klugheit. Denken Sie an die Malerei des Mittelalters, in der das kostbare Blau ausschließlich für den Mantel der Muttergottes verwendet wurde. Denken Sie an die Blaue Blume der Romantik, die der junge Held finden und sich darin selbst erkennen sollte. Denken Sie an Blau als die Farbe des Friedens, etwa in der Flagge der UN oder der Europaflagge. Blau ist die Farbe der Beständigkeit und Treue, die Briten kennen sogar TRUE BLUE. Vor allem aber ist Blau die Farbe des Himmels und damit ein Symbol für Unendlichkeit und Phantasie.